Kathrin Passig

Kiemenquasten

Trotz seiner trägen Natur ist er ein vielbegehrtes Beobachtungstier.
Brehms Tierleben: Axolotl

Frau Heinleim beanwortet nicht gern Fragen nach dem Lurch. Eigentlich geht sie schon der Situation, in der sich solche Fragen ergeben könnten, aus dem Weg. Über den Lurch zu sprechen, interessiert sie nicht, und in diesem Punkt ist ihr Charakter zu loben. Bei anderen Menschen hat man oft den Eindruck, ihre Freizeitbeschäftigungen dienten ihnen nur indirekt zur Unterhaltung, dann nämlich, wenn sie anderen davon erzählen können. Aber wir wissen Bescheid über den Lurch, weil wir Frau Heinleim lange und geduldig beobachtet haben. Ihr Ziel ist es, den Lurch glücklich zu machen. Natürlich wäre es leichter, einen Schäferhund glücklich zu machen, aber so braucht man Frau Heinleim nicht zu kommen. Futter, Stöckchen werfen, hinter den Ohren kraulen, "a gmaht's Wieserl", würde Frau Heinleim sagen. Der Lurch hat nicht einmal Ohren, und wenn er sich wohl fühlt, wedelt er nicht mit dem Schwanz. Ein ungemähteres Wieserl als so einen Lurch muss man lange suchen. Und jetzt also nicht nur Lurch-Haltung, sondern Lurch-Beglückung.

Es handelt sich, genaugenommen, um einen Axolotl, einen nachtaktiven mexikanischen Schwanzlurch aus der Familie der Querzahnmolche. Das schwärzliche Tier lebt in einem Aquarium, für dessen vertikale Dimension es wenig Interesse zeigt. Es wandert auf dem kiesigen Grund umher und bewegt dabei sinnend die Kiemenquasten. Andere Tiere enthält das Aquarium nicht. Frau Heinleims Wahl mag auf den Axolotl gefallen sein, weil er in seiner mexikanischen Heimat vom Aussterben bedroht ist und damit das erste, grundsätzliche Argument gegen die Haustierhaltung entfällt: Draußen erginge es dem Lurch keineswegs besser als im Heinleimschen Haushalt. Auch auf eine Vergesellschaftung mit anderen Tieren legt er keinen Wert, es sei denn, sie wären essbar.

Sein Aquarium ist geräumig und enthält zahlreiche Versteckmöglichkeiten, das Wasser wird unter Vermeidung starker Strömungen gefiltert, der Aquariumsgrund ist nicht zu feinkörnig, die Ernährung abwechslungsreich. Die Fürsorge, die Frau Heinleim dem Lurch angedeihen lässt, gibt uns zu denken. Müsste man es nicht auch Frau Heinleim ein wenig bequemer machen in ihrem kleinen Terrarium? Zwar ist sie eine Frau und als solche bereits geringfügig glücklicher als ein Mann, aber ist der umhegte Lurch womöglich ein Warnsignal, ein Anzeichen für eine gewisse Vereinsamung der Frau Heinleim? Und wäre sie nicht als Dänin, als Niederländerin, als Schweizerin viel glücklicher? Statistisch spricht einiges dafür. Aber Selbstbestimmung ist ebenfalls ein wichtiger Faktor in der Berechnung des Gesamtglücks, und machten wir Frau Heinleim über Nacht zur Schweizerin, sie fühlte sich mit Recht einem blindlings handelnden Schicksal ausgeliefert. Nein, sie wird Deutsche bleiben müssen, vielleicht gelingt es ihr ja, den damit einhergehenden Hang zur Nörgelei selbstständig in den Griff zu bekommen. Bisher haben wir sie, man wird es zugeben müssen, wenig klagen hören.

Sie führt auch ein einigermaßen privilegiertes Dasein, die Frau Heinleim. Wir haben zu ihrer Schonung eine Erzählperspektive von größter Zurückhaltung eingenommen, in deren Genuss nicht alle Protagonisten kommen. Andere Berichterstatter würden vielleicht in ihren privatesten Gedanken herumstöbern, ohne vorher zu fragen. Auch die anstrengende Ich-Perspektive haben wir ihr erspart, rein technisch darf man sagen: Es könnte Frau Heinleim nicht besser gehen. Oder, Frau Heinleim? Frau Heinleim blickt gar nicht von ihrem Buch über Lurche auf. "Jaja, danke der Nachfrage", sagt sie. Ihre linke Hand hält sie unbequem gespreizt, weil sie mit kleinem Finger und Zeigefinger die Seitenzahlen abdeckt. Die fliegendrecksartigen Zahlen, so vermuten wir, stören den Satzspiegel. Insgesamt ist ein Streben nach Perfektion zu spüren, wenn auch nicht auf den naheliegendsten Gebieten.

Und doch muss Frau Heinleim mehr wollen im Leben. Schon weil Protagonisten nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten haben. Es ist eine einfache Regel, von der wir hier keine Ausnahmen dulden können. Was der Lurch will, liegt auf der Hand. Der Lurch will Lachs-Pellets, Shrimps, Mückenlarven, Mehl- und Regenwürmer, säuberlich angereicht mit einer Fütterungspinzette. "Für Sie liegt das vielleicht auf der Hand", protestiert Frau Heinleim, "in Wirklichkeit wissen wir gar nicht, was das Tier will!" Man muss einräumen, dass sie in diesem Punkt nicht unrecht hat. In den vergangenen Jahrhunderten haben sich viele Annahmen über das, was im Inneren von Tieren vorgeht, als falsch erwiesen. Forscher waren nicht auf das Schmerzempfinden beim Fisch, die semiotische Einsicht beim Makaken, die Idee der Null beim Graupapagei gefasst. Warum also kein komplexes Glücksempfinden beim Axolotl?

Vielleicht ist der Plan, den Lurch glücklich zu machen, nicht so aussichtslos, wie es zunächst scheinen mag. Immerhin kann man an der Stellung der Kiemenäste ablesen, dass sich das Tier nicht unwohl fühlt. Derzeit sind sie vorschriftsmäßig nach hinten gerichtet, und die Abwesenheit von Unglück gilt nicht wenigen Philosophen schon als hinreichende Glücksbedingung. Frau Heinleim allerdings gibt sich nicht so leicht zufrieden, legt das Buch beiseite und tritt durch die Verandatür in den Garten. Dort lehnt eine Schaufel an der Hauswand, mit der Frau Heinleim jetzt hinten zwischen dem Quittenbaum und einem noch jungen und fernsehantennenartig geformten Ginkgo ein Loch auszuheben beginnt. An der Aststellung beim Ginkgo lässt sich gar nichts über dessen Zufriedenheit ablesen, zumindest hat die Forschung bisher nichts dergleichen festgestellt. Das Loch soll später zu einem Gartenteich werden, in dem der Lurch hausen kann, jedoch nur zu passend temperierten Jahreszeiten. Eine kluge Entscheidung, denn jede Aktivität erhöht die Wahrscheinlichkeit angenehmer Erfahrungen und damit die Aussicht auf Glück. Auch der Zeitpunkt ist gut gewählt, denn draußen ziehen draußen zahlreiche kleine Wolken eilig vorbei, so dass sich veränderliche Licht- und Schatteneffekte von großer Anmut ergeben. Regenwürmer, denen Frau Heinleim bei ihrer Tätigkeit begegnet, legt sie in einer Tupperdose für den Lurch beiseite. Die Regenwürmer sind die Einzigen, die von der Gartenteichausgrabung nicht im Geringsten profitieren. Man kann es nicht immer allen recht machen.

Aber zurück zur unangebrachten Wunschlosigkeit der Frau Heinleim. Unangebracht ist sie, weil sich schlechte Literatur von guter anhand eines einfachen Merkmals unterscheiden lässt: Gute Literatur handelt von unglücklichen oder wenigstens unzufriedenen Menschen. Eine unbefriedigende Situation mündet in eine Krise, aus der sich ein Gleichgewichtszustand der vorübergehenden Zufriedenheit ergibt. Am Ende steht wiederum Ernüchterung, wenn gestorben oder auf der Bettkante sitzend geraucht wird. Kommt es dagegen zur Hochzeit, ist das zwar erfreulich für die Protagonisten, die durch diesen Schritt ihre Lebenserwartung und Gesamtzufriedenheit messbar erhöhen. Dem Autor jedoch bleibt die berufliche Anerkennung, soweit sie nicht rein materieller Natur ist, versagt. Soll man hier wirklich das Glück der vielen Protagonisten über das Glück des einzelnen Autors stellen? Oder dürfen wir Frau Heinleim nur um der Literatur willen in eine schwierige Lage bringen? Muss der Lurch am Ende bauchoben treiben, damit Frau Heinleim die nächste Stufe der Selbsterkenntnis erreichen kann? Frau Heinleim, so viel lässt sich ohne Experimente sagen, wird nicht dafür sein, und auch uns scheint der Zweck nicht jedes Mittel zu rechtfertigen.

Der Lurch, Zentrum dieser multilateralen Bestrebungen, sitzt währenddessen auf dem Grund seines Aquariums und bewegt ungerührt die Büschelkiemen. Er ist der Weiterentwicklung selbst nicht sehr zugetan. Als neotenes Tier beharrt er darauf, zeitlebens seine Larvenform beizubehalten, und man muss ihn schon mit Hormongaben zur Verwandlung in ein salamandergleiches Landtier zwingen. Oft erweist sich dieser Übergang zum Erwachsenenleben für den Axolotl als tödlich. Es ist unschwer nachzuvollziehen, dass er unter diesen Umständen wenig Lust auf Veränderungen verspürt. Schließlich gelingt ihm selbst die Fortpflanzung, ohne dass er dafür sein konservatives, kiemenatmendes Dasein aufgeben muss. Sowohl Frau Heinleim als auch der Lurch würden sich, danach befragt, gegen äußere Anstöße zur Weiterentwicklung ihrer Personen aussprechen, egal, ob in Form von Hormonen, Konfliktsituationen oder beidem.

Ist es also wirklich nötig, dass an diesem stillen, warmen Mittag, während Frau Heinleim hinter dem Haus einen Gartenteich aushebt, vorne zwei Einbrecher durch die nicht einmal verschlossene Haustür eintreten? Natürlich ist der Mittag und nicht etwa die Nacht die günstigste Zeit, um diesem Beruf nachzugehen, die Tageszeit also an sich korrekt gewählt. Ob Frau Heinleims Haus aber der geeignete Ort dafür ist? Bisher spricht nichts dafür, dass hier Wertsachen aufbewahrt werden. Die beiden Einbrecher, die die Haustür jetzt wieder hinter sich geschlossen haben und sich schweigend in Frau Heinleims Diele umsehen, entsprechen exakt der üblichen Täterbeschreibung, denn sie sind mittelgroß, schlank und dunkel gekleidet. Muss es unbedingt sein, dass sie als Nächstes den Haushalt der Frau Heinleim nach etwas durchsuchen, von dem wir auch noch nicht wissen, worum es sich handeln könnte, dessen Verschwinden aber sicher Unglück und Wiederbeschaffungsprobleme nach sich ziehen wird? Vielleicht wird auch der Durchsuchungsvorgang schnell und grob verlaufen, Schubladen werden ausgeleert und eine solche Unordnung angerichtet, dass Frau Heinleim später weniger unter dem Verschwinden ihrer Wertsachen als unter der Verletzung ihrer Privatsphäre leiden wird. Im ungünstigsten Fall verhält es sich so, wie wir ohnehin bereits vermuten, und es gibt hier gar nichts Stehlenswertes, so dass die schlecht gelaunten Einbrecher das Aquarium mitsamt dem Lurch auf den Teppich kippen. Und wozu das alles? Weil man als Leser nicht gern davon erfährt, wie andere Menschen ungestört im Garten Löcher graben, während das Licht durch die Blätter des Quittenbaums bewegliche Muster im Gras zeichnet? Ist es der niedere Trieb der Schadenfreude, oder sorgt der Bericht vom Unglück anderer dafür, dass wir uns selbst besser fühlen? Aus der Glücksforschung verlautet, dass das Vorhandensein anderer, weniger glücklicher Personen zur allgemeinen Zufriedenheit beiträgt. Aber das alles berechtigt uns nicht dazu, Frau Heinleim mutwillig ins Unglück zu stürzen, und deshalb zieht der etwas weniger mittelgroße, etwas weniger schlanke Einbrecher einen Zettel aus der Tasche, den er gründlich studiert und dann weiterreicht. Beide vergleichen offenbar den Zettel, eine schwarzweiße Abbildung, mit ihrer Umgebung und kommen zu demselben Schluss. Vielleicht heißt Frau Heinleim so ähnlich wie ein Sammler römischer Balsamarien, vielleicht hat man sich in der Hausnummer getäuscht oder es gibt am Ort zwei Straßen gleichen Namens, aber unterschiedlicher Postleitzahl. Jedenfalls gehen die Einbrecher so still, wie sie gekommen sind und schließen die Haustür vorsichtig hinter sich.

Frau Heinleim weiß nichts von alledem. Macht nicht eingetretenes Unglück zufriedener? Oder wäre ganz im Gegenteil die Erfahrung, noch einmal davongekommen zu sein, Anlass großen Glücks für Frau Heinleim wie für jeden anderen? Die Überlebenden von Unglücksfällen berichten von zumindest kurzfristiger Euphorie. Für Verbrechensopfer aber gelten andere Regeln, denn selbst glimpflich davongekommene Opfer etwa von Raubüberfällen fühlen sich dadurch in ihrem Wohlbefinden beeinträchtigt, dass die Auswahl des Täters gerade auf sie gefallen ist. Ihr Glaube an das friedliche Zusammenleben der Menschen ist nachhaltig erschüttert. Ganz anders beim blinden Wirken der Naturgewalten, zu denen wir hier auch die Verkehrsmittel zählen wollen.

Verkehrsmittel wie jene Passagiermaschine, die jetzt am Himmel auftaucht und das Glück der Frau Heinleim und ihres Lurchs erneut in Frage stellt. Wobei die Maschine als solche nichts dafür kann, das Problem entsteht vielmehr durch verspätete Singschwäne, die - vom Boden aus unsichtbar, aus unserer erhöhten Perspektive aber klar zu erkennen - in Richtung Arktis ziehen. Natürlich können auch die Schwäne nichts für den schnell herannahenden Konflikt, der sich im Schnittpunkt ihrer Flugroute und der kontinentalen Luftstraße ergeben wird. Singschwäne wurden bereits in neuntausend Meter Höhe gesichtet, ihre derzeitige Flughöhe ist also keineswegs ungewöhnlich, nur eben unvorteilhaft für alle Beteiligten. Grafisch ließe sich zeigen, dass im Falle eines durch Kollision mit den Vögeln bedingten Strukturversagens die parabelförmige Absturzbahn des Flugzeugs bei den gegenwärtigen Windverhältnissen präzise dort enden müsste, wo Frau Heinleim weiterhin mit dem Ausheben ihres künftigen Gartenteichs beschäftigt ist. Aber wir müssen nicht nur an das Fortkommen der vorgestellten Personen und Amphibien denken, sondern auch an die Menschheit als Ganzes. Würde es in irgendeiner Weise die Weiterentwicklung dieser Menschheit befördern, wenn wir der ungesunden Sensationsgier mancher Leser nachgäben, das abstürzende Flugzeug und seine schaurigen Folgen auf einer Moritatentafel zeigten, wenn Pappflammen loderten, wenn Frau Heinleim im letzten Moment ...? Bestimmt nicht. Und so hat die Wahl der beiden Flugrouten außer einem beunruhigenden Moment für die Cockpitbesatzung keine weiteren Folgen. Frau Heinleim nimmt von all dem wahrscheinlich nur das ferne Summen des Flugzeugs wahr, denn sie blickt kurz auf, aber ohne erkennbare innere Bewegung. Vielleicht betrachtet sie nur ihren Quittenbaum. Die Glücksforschung hat sich dem Quittenbaum noch wenig gewidmet, einem Baum, der mit seiner Belaubung für das Leid entschädigt, das er in Form von Quittengelee über die Menschen bringt. Selbst im Winter ist die Quitte ein Baum von schöner, gefleckter Rinde und angenehmer Gestalt.

Der Lurch ist von den Geschehnissen am Himmel noch viel weniger beeindruckt als Frau Heinleim. Er lebt in einem anderen Universum, in dem weder Singschwäne noch Flugzeuge existieren, aber wer will ihm einen Vorwurf aus seiner Gleichgültigkeit machen? Frau Heinleim bekümmert sich ja auch nicht um Asteroideneinschläge oder Supernovae. Und wenn es ein Tier gibt, das Schicksalsschlägen mit größter Gelassenheit entgegensehen darf, dann ist das sicherlich der Axolotl mit seiner bisher unergründeten Fähigkeit, sich verlorene Gliedmaßen, Organe und sogar Teile des Gehirns neu wachsen zu lassen. Ganz abgesehen davon entspringt seine gelassene Haltung vermutlich der mangelnden Fähigkeit, sich eine Zukunft auch nur vorzustellen.

Jetzt trifft Frau Heinleims Spaten auf einen harten Gegenstand im angehenden Gartenteich. Es klingt metallisch, aber geht das Geräusch vom Spaten oder der Fundsache aus? Noch ist alles offen. Würde ein metallenes Kästchen voller leicht und unter Umgehung des Staates in Bargeld umzuwandelnder Wertsachen Frau Heinleims Leben messbar verschönern? Wahrscheinlich nicht, denn immerhin verfügt sie bereits über ein Haus, einen Garten und einen Lurch sowie die Freizeit, sich allen dreien zu widmen. Dafür brächte der Zugewinn gewisse Nachteile mit sich, zum Beispiel fänden sich die Einbrecher beim nächsten Mal womöglich an der richtigen Adresse wieder. Auch vom erzählerischen Standpunkt aus ist es sinnlos, Frau Heinleims beschauliches Dasein durcheinanderzubringen, um ein wenig Wissen über den abnehmenden Grenznutzen des Geldes zu vermitteln. Halten wir also an dieser Stelle fest, dass eine Schatztruhe voller Juwelen für Frau Heinleim keine Vorteile mit sich brächte und überlassen alle weiteren Ausführungen den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.

Frau Heinleim hält während dieser Überlegungen dankenswerterweise still und kratzt nur ein bisschen mit dem Spaten am Hindernis, das bei näherer Betrachtung weißlich erscheint. Wenn in der Literatur gegraben und dabei kein Schatz zu Tage gefördert wird, dreht sich die weitere Handlung in allen verbleibenden Fällen um Leichenteile. Dies steht in krassem Gegensatz zu außerliterarischen Umgebungen, in denen Spaten mit mehrdeutigem Geräusch ausschließlich und erwartungsgemäß auf Steine stoßen. Werden in der Literatur Steine ausgegraben, dann nur, um eine Fallhöhe - wenn man beim Ausheben von Löchern von einer solchen sprechen kann - herzustellen, die das darauf unweigerlich folgende Bergen von Wertsachen und Leichenteilen umso dramatischer erscheinen lässt. Mit Rücksicht auf den seit Jahrhunderten eingeforderten Realismus können wir Frau Heinleim, die den fraglichen Gegenstand mittlerweile ohnehin weitgehend freigelegt hat, hier nichts anderes aus dem Loch befördern lassen als einen mittelgroßen Stein.

Frau Heinleim legt den Stein zu den anderen Steinen und richtet sich auf. Sie wirft einen Blick auf den Himmel, an dem es auch weiterhin außer dahinziehenden Wolken der Gattung Cumulus humilis nichts zu sehen gibt, und steigt aus dem Gartenteich. Jetzt geht sie zurück ins Haus und schließt die Tür hinter sich. Wir können nichts für sie tun.